Schwalbacher Jugendparlament besichtigte das ehemalige Reichsparteitagsgelände in Nürnberg
Zum Ende seiner zweijährigen Wahlzeit war das Schwalbacher Jugendparlament vom 28. – 30. März 2025 auf seiner Abschlussfahrt. Dreizehn der fünfzehn Mitglieder verbrachten zwei Tage in Nürnberg und kehrten mit vielen lehrreichen Eindrücken zurück.
Der Schwerpunkt lag auf einem Besuch des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes, wo ein Historiker die Gruppe zwei Stunden lang in die Geschichte und Bedeutung des Ortes einwies. Der Fokus lag hierbei nicht allein auf Jahreszahlen oder Ereignissen, wie die Jugendlichen sie aus den Schulbüchern lernen, sondern auf der Frage, wie der Nationalsozialismus eine so große Anziehungskraft auf Menschen ausüben konnte. Dabei kamen verschiedene Aspekte zur Sprache, beispielsweise die Inszenierung von Adolf Hitler als „Einer von uns“. So wurde sein Rednerpult bei Veranstaltungen mitten ins Publikum gebaut, statt vor der Menge zu sprechen, wie es ansonsten üblich war. Der strategische Einsatz solcher Mittel wurde auch an der Architektur der Gebäude sichtbar. So finden sich an diversen Stellen in den Bebauungen und Bebauungsplänen Bezüge zum Christentum, zum Beispiel Kreuzgänge oder gezielte Steuerungen des Lichteinfalls. Dabei wurden einige Teile des Geländes nie so wie vorgesehen bebaut oder fertiggestellt. Auch hierzu wusste der Fachmann interessante Fakten zu erzählen. So wurde die Paradestraße namens Große Straße wie ein Pfeil auf die Kaiserburg in der Altstadt ausgerichtet. Was als symbolische Verbindung des Kaiserreichs mit dem Dritten Reich dienen sollte, wurde den Nationalsozialisten zum Verhängnis, da die Alliierten sie aufgrund der hellen Granitplatten nachts als Wegweiser für die Flugbombardierung nutzen konnten. „Es ist erschreckend, an wie viele Details gedacht wurde und wie viel Gewalt und Unterdrückung in Architektur stecken kann“, fasste ein Jugendparlamentarier die Führung zusammen. Im Anschluss besuchte die Gruppe vertiefend die aktuell in der Ausstellungshalle des Dokumentationszentrums gezeigte Ausstellung "Nürnberg – Ort der Reichsparteitage. Inszenierung, Erlebnis und Gewalt".
Eine Tour durch die sogenannten „Felsengänge“, ein unterirdisches Netzwerk aus Stollen und Kellern, dessen Historie bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht, rundete das Bildungsprogramm in Nürnberg ab. 16 Meter tief ging es unter die Erde. Einst für die Herstellung von Bier angelegt, dienten die Felsengänge während des zweiten Weltkriegs als Schutzraum vor Luftangriffen, was bei den niedrigen, schmalen Gängen zur Unannehmlichkeit der Situation zusätzlich beitrug.
Das Jugendparlament vertritt die Interessen der Jugendlichen in der Stadtpolitik und wird alle zwei Jahre neu gewählt. Dies ist im November 2025 wieder der Fall. Alle Jugendlichen, die zur Wahl berechtigt sind und sich als Mitglieder bewerben können, werden von der Stadtverwaltung voraussichtlich im Frühsommer per Post informiert. Weitere Auskünfte zum Bewerbungsverfahren, der Wahl und zur Arbeit des Jugendparlaments allgemein gibt es beim städtischen Jugendbildungswerk unter der Telefonnummer 06196/804-243 oder per E-Mail an jugendbildungswerk@schwalbach.de .